Donnerstag, 27. Mai 2021

Der 100 MHz-Chip: Eine Rakete für alte 8-Bitter

Der 6502 ist ein 8 Bit-Prozessor der von der Fa. MOS Technologies entwickelt wurde und 1975 auf den Markt kam. Aufgrund seiner Unkompliziertheit und wegen des im Vergleich zum etablierten Intel-Prozessor 8080 niedrigeren Preises, wurde er in vielen Schachcomputern verbaut. So steht es in der Schachcomputer-Wiki.

Vor allem in den 80er Jahren wurde der 6502 in den klassischen Schachcomputern eingesetzt, meist mit 4-5 MHz, Anfang der 90er waren auch 10 MHz möglich. Dabei musste jedes MHz teuer bezahlt werden und auch ein Tuning war aufwendig, um noch etwas Speed rauszukitzeln. 

Gegen Mitte 2020 wurde ein neues Projekt in einem Thread bei schachcomputer.info vorgestellt. Roland Langfeld und Jürgen Müller entwickelten einen 65F02 Chip mit einer FPGA-basierten Prozessoremulation, die kompatibel zum 65C02 Prozessor ist. Der Clou: intern läuft dieser Chip mit 100 MHz!!

Wie funktioniert das Ganze?

Die CPU des Schachcomputers muss gesockelt sein, dabei wird die Original-CPU vorsichtig durch den 65F02-Chip ersetzt. Das ist alles! Der Stromverbrauch des 65F02 ist nur um 20 bis 30 mA höher, so dass meist das selbe Netzteil verwendet werden kann. Alle Spielstufen bleiben erhalten, nur das die "Kisten" nun um das 10-20 fache schneller in den Suchbaum rechnen.

Welche Schachcomputer laufen damit?

Anfangs hoffte ich das wirklich alle 8-Bitter mit dem 65F02 laufen, doch leider muss der 65F02-Chip für jede Software angepasst werden. Für die verschiedenen Baureihen gibt es dazu eigene Einstellungen, welche mittels DIP-Schaltern auf dem Chip gewählt werden. Aktuell sind folgende Schachcomputer bekannt, die mit 100 MHz funktionieren:

- Mephisto MM II und B&P
- Mephisto MM IV, MM V und Rebell Portoroz
- Mephisto Rebell und Modena
- Mephisto Polgar und Polgar 10 MHz
- Mephisto Milano und Nigel Short
- Novag Super Constellation und Constellation Expert
- Novag Constellation Forte A und Forte B
- Chafitz MGS III Grundgerät mit Steinitz, Morphy, Sargon 2.5

Eventuell funktioniert der 65F02 auch bei programmähnlichen Geräten z.B. Mephisto Monte Carlo, Monte Carlo IV, Supermondial, Supermondial II, Academy. Dies muss noch getestet werden. Der Novag Super Expert ist in Arbeit. Für die anderen großen Hersteller, Saitek und Fidelity, gibt es zur Zeit keine Umsetzungen. Der Aufwand ist recht groß und die ganze Produktion erfolgt momentan noch per "Handarbeit" von Roland und Jürgen. Updates sind über den beiliegenden kleinen USB-Adapter und einer Open Source Software möglich. Ich bin jedenfalls gespannt wie es hier weiter geht.

Nachtrag: Beim MGS III wird ein Modulwechsel innerhalb einer Partie nicht unterstützt (Info von Erwin Biri).


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