Dienstag, 21. November 2017

Swiss Made: Pewatronic Grandmaster


Nach einer langen Flaute und dem Bankrott der großen Firmen im Segment der Schachcomputer, werden heute endlich wieder High-End-Modelle produziert. Exklusive Schachcomputer aus Holz mit moderner Ausstattung/Bedienung und spielstarken Programmen. Vorreiter ist natürlich der Holländer Ruud Martin von Phoenix Chess Systems, der schon seit vielen Jahren in Eigenregie hochwertige Schachcomputer und Module herstellt. Doch es gibt eine weitere kleine Schmiede - die Firma Pewatronic aus der Schweiz. Seit 2009 produziert Peter Waldburger, der Firmeninhaber, in Eigenregie Schachcomputer im Holzgewand. Angefangen hat er mit Umbauten bekannter Schachcomputer und deren Technik in schöne handgefertigte Magnetsensorbretter gesteckt, siehe Pewatronic Explorer Pro und Pewatronic Master Chess. Waren diese quasi die Vorarbeiten, ist seit 2016 das Meisterstück im Sortiment: der Pewatronic Grandmaster
Auch dieser glänzt wieder mit hochwertiger Optik: Vollholz-Schachbrett mit Magnetsensortechnik und dezent aufleuchtenden gelben Feld-LEDs. Mittlerweile werden feiner ausgearbeitete Schachfiguren mitgeliefert, weil der erste Satz vielen Käufern etwas zu schlicht geraten war. Das Bedienkonzept ist für einen Schachcomputer derzeit einmalig. Über einen kleinen Touchscreen erfolgt die komplette Menuführung. Egal ob Einstellungen der Schachengine, Anzeige von Hauptvariante, Stellungsbewertung etc...nach anfänglichen Kinderkrankheiten mit den Spielstufen wirkt nun alles gut durchdacht. Updates werden ebenfalls über den Touchscreen angesteuert und erfolgen über WLAN - sehr praktisch. Dass man den Grandmaster auch netzunabhängig mit einer zusätzlichen Powerbank einsetzen kann, gefällt mir besonders. Nach Lust & Laune Blitzpartien im Freien spielen oder einfach auf der Couch im Wohnzimmer, alles möglich.

Und wie spielt die Kiste? Wie stark ist der PeWa GM?

Mit der aktuellen Engine Stockfish 8 dürfte es der stärkste reine
Schachcomputer auf dem Markt sein, doch es fehlt die Vielfalt. Gegen Stockfish auf dieser Hardware hat man selber keine Chance und auch kein Oldie-Schachcomputer in einem Computermatch. Eine Abschwächung ist über das Menu möglich in Form von 1-20 Stufen, dabei bleibt offen wie und was abgeschwächt wird. Dies ist z.B. beim Revelation II besser gelöst mit seiner prozentualen Abschwächung der CPU.

Als zweite Engine wurde Ende 2016 das Programm Madchess 2.0 aufgespielt. Der Name ist hier Programm. Eine seriöse Schachengine sieht anders aus. Madchess hat irgendwie keinen rechten Spielstil, wirkt unausgereift und hatte in Tests auch ein paar Abstürze.

Wie sind die Aussichten?

Für 2018 sind nun endlich weitere (Open-Source?) Engines angekündigt. Vor allem für den ELO-Bereich über 2000 - 2500 fehlen ein paar interessante Programme. Der Grandmaster wird aktuell mit noch stärkerer 1,2 GHz CPU ausgeliefert, wobei auch die 900 MHz vollkommen ausreichten. Positiv erwähnen möchte ich den regelmäßigen Service von Pewatronic. Rückmeldungen erfolgen prompt.

Nachtrag: Mit dem Frühjahrs-Update 2018 sind dem Grandmaster zwei interessante Engines hinzugefügt worden. Zum einen das sehr spielstarke Texel vom Schweden Peter Österlund, zum anderen die vor allem im Forum von Schachcomputer.info bekannte Engine CT800 von Rasmus Althoff.

Montag, 13. November 2017

Der imposante Fidelity Grandmaster Voice

Ein kolossales Holzbrett mit schönen Intarsien ziert den Fidelity Grandmaster Voice. Seine imposanten Maße: 71 x 57 cm. Die Technik hingegen ist eher zierlich, denn im Inneren des GM Voice tickt das Schachprogramm des Fidelity Voice Advanced auf einer kleinen Platine mit der bekannten "Stimme" des Voice in deutsch und der roten LED-Anzeige. Das gesamte Brett drumherum ist quasi schöne Staffage. Keine Magnetsensoren wie z.B. beim Konkurrenten Sargon ARB, auch keine Drucksensoren wie beim Sensory Voice aus eigenem Hause, sondern schnöde Eingabe der Züge über Tastatur. Anno 1980 war abzusehen, dass Fidelity mit diesem Modell einen Ladenhüter produzierte.

Was sich damals als Nachteil erwies, lässt heute die Nachfrage steigen. Der Fidelity Grandmaster Voice ist selten und wird noch seltener gehandelt. Sein Pendant für den internationalen Markt, der Fidelity Decorator mit englischer Sprachausabe, ist da schon häufiger anzutreffen. Aber natürlich sind es reine Liebhaberstücke, denn schachlich kann jeder untere Ligaspieler den GM Voice bezwingen und wenn ich mir ein schönes Schachbrett neben den "Standard-Voice" stelle habe ich selbige Kombination. Was mir persönlich am besten gefällt: Die verschließbaren, mit grünem Filz ausgeschlagenen Figurenfächer. Das bietet m.W. sonst kein Schachcomputer.

Apropos Schachbrett: Wie Maurice Ohayon herausgefunden hat, stammt das Schachbrett des GM Voice nicht von Drueke, wie die Bretter vom Sargon ARB und Fidelity Prestige. Wer der Produzent ist, ist noch ungeklärt.