Samstag, 22. Oktober 2016

U1500 ELO-Turnier "DDA"

Turniersieger und Platz 2
In der zweiten Jahreshälfte 2015 spielte ich zusammen mit Mitgliedern der Community bei Schachcomputer.info das Deep Depp-Turnier mit Schachcomputern von 700-1300 ELO, nachzulesen auch hier im Blog.

Das Turnier sollte keine Eintagsfliege bleiben, weshalb Anfang 2016 das Nachfolgeturnier begann: das U1500 ELO Deep Depp Advanced. Bedenkzeit wieder 30 Sek/Zug im Durchschnitt und mit möglichst vielen Schachcomputern von denen wenig gespielte Partien im Internet bekannt sind. Insgesamt 18 neue Teilnehmer + 6 Aufsteigern aus dem U1300 Turnier.

Besonders gespannt war ich auf die SciSys Phalanx aus MK IV, Mark V und Mark VI/Philidor. Der MK IV erinnert in vielem an seinen Vorgänger CCSS III, ebenfalls mit einem Programm von Mike Johnson. Auffällig ist seine mit Gambits gespickte Biliothek: Lettisch, Blackmar-Diemer usw, das kann schnell nach hinten losgehen wie auch in folgender Partie:

CXG Computachess III - SciSys Chess Champion MK IV
U1500 DDA (9), 30.04.2016

1.c4 e5 2.Sc3 f5 Buchende Weiss 3.e4 Buchende Schwarz 3...fxe4 4.Dh5+ Ke7 5.Dxe5+ Kf7 6.Dd5+ Kg6 7.Dxe4+ Kf7 8.Dd5+ Kg6 9.Ld3+ Kh6 10.Sf3 Df6 11.0–0 Sc6 12.Se4 Se5 13.Sxf6 Sxf3+ 14.Dxf3 Sxf6 15.Df4+ Kh5 16.Dxc7 Lb4 17.De5+ Kh6 18.f4 Lc5+ 19.Dxc5 g6 20.De7 Sg4 21.Dg5+ Kg7 22.Dxg4 Te8 23.f5 d6 24.Dd4+ Kg8 25.fxg6 hxg6 26.Lxg6 Te5 27.Dxd6 Kg7 28.Tf7+ Kh6 29.Lf5+ Le6 30.Tf6+ Kg7 31.Dxe5 Lxf5 32.Td6+ Kh7 33.Dxf5+ Kh8 34.Tg6 Aufgabe MK IV 1–0 

Über den Mark V, Weltmeister von 1981, sind genügend Geschichten geschrieben, doch sein Nachfolger Mark VI/Philidor ist sehr selten anzutreffen. Vor allem weil SciSys immer wieder technische Probleme mit dem neu entwickelten Magnetsensorbrett hatte, wurde die Auslieferung immer wieder verzögert. Als dann endlich zwei Jahre nach dem Mark V das Mark VI/Philidor auf dem Markt erschien, war es bereits veraltet. In diesem Turnier zeigte es nur durchwachsene Leistungen. Anscheinend rechnet es noch selektiver und ist damit taktisch sehr anfällig, vor allem bei kürzeren Bedenkzeiten. Am Ende blieb ein Platz im Mittelfeld mit 50% erspielter Punkte, während der Mark V einen der Aufstiegsplätze ergatterte.

Kurz vor dem Turnier konnte ich noch einen Exoten für das Turnier gewinnen: den Elektronika IM-01 aus der ehemaligen Sowjetunion. Einen Artikel zu dieser Firma und deren Schachcomputer findet Ihr hier.  Mit ebenfalls 50% erspielter Punkte belegte der "Russe" am Ende Platz 8.

Die Great Game Machine von Applied Concepts nahm gleich mit mehreren Schachprogrammen teil. Natürlich das berühmte Sargon 2.5 von den Spracklens, die Morphy Edition, solo und komplett als Master Chess Trio mit den Erweiterungen Gruenfeld-S und Capablanca-S. Als Experiment hatte ich noch die pure Kombination der Erweiterungsmodule "Gruenfeld-S/Capablanca-S" gewählt, d.h. nach dem Eröffnungsmodul folgte sofort das Endspielmodul. Im Buch Schach dem Computer wird explizit erwähnt, dass diese Kombination Sinn macht, allerdings zeigten sich im Turnier die Mängel recht deutlich. Wenn die Eröffnung durch das Gruenfeld-S nicht abgeschlossen wurde - zB ohne Rochade - ließ das Capablanca-S den König in der Mitte stehen, teilweise sogar ins Zentrum laufen, wie es nach Endspielkriterien auch korrekt ist. Nur in Partien die durch Figurentausch schnell in Richtung Endspiel gingen, konnte diese Kombination überzeugen. Glück & Leid zeigen sich in einer Partie gegen das SciSys Sensor Chess mit Hypermodern Modul.
 
SciSys Sensor Hypermodern - GGM Gruenfeld-S/Capablanca-S
U1500 DDA (5), 2016

1.b3 Sf6 2.Lb2 b6 Buchende Gruenfeld-S 3.Sf3 Sc6 4.d3 Buchende Sensor Hypermodern 4...d5 5.c4 d4!? 6.e3 e5 7.Le2 Lf5 Bb4+! 8.0–0 Lc5 9.exd4 exd4 10.Sbd2 De7 11.Sh4 Ld7 12.Te1 Le6? Rochade ist angesagt, wegen der Fesselung auf der E-Linie 13.Lf3 Kd7? immer wieder das Rochade-Problem beim Capablanca Endspielmodul. Es ist halt darauf programmiert den König zu zentralisieren. 14.Sf5 Lxf5? 15.Txe7+ erst Bxc6+ 15...Sxe7 16.Lxa8 Txa8 17.Df3 Te8 18.Db7? hier steht die Dame im Abseits 18...Sc6! 19.Se4? Sxe4 20.dxe4 Txe4 21.a4? Te2 Pd3! 22.La3?? übersieht das Grundreihenmatt 22...Lxa3 23.f3 Ld6 wieder Pd3! 24.h3 Lc2 25.Kf1 Td2 26.b4 Lxb4 27.Kg1 d3 28.Ta2? Td1+ 29.Kh2 Ld6+ 30.f4 Lxf4+ 31.g3 Td2+ 32.Kh1 Lxg3 33.Kg1 Th2 34.Ta3 Txh3 Pd2! 35.Ta1 h5 36.Tf1 Sd8?? lässt die weiße Dame frei 37.Dxa7?? doch Weiß nutzt die Chance nicht [37.Dd5+ Ke7 38.Kg2 Th4 39.Kxg3 Tg4+ 40.Kh2÷] 37...d2 38.c5 Le1 39.c6+ Kd6 40.Db8 Se6! 41.Txf7 Tg3+ 42.Kh1 Le4+ 43.Kh2 Tg2+ 44.Kh1 Tg4+ 45.Kh2 Th4+ 46.Kg1 Th1# 0–1

Kurzpartien gab es in diesem Turnier eher selten, wenn dann durch übersehene Mattbilder, die längste Partie ging über 123 Züge zwischen Mephisto Touch Screen Travel Chess - SciSys Mark V und endete Remis. Den Turniersieg machten die beiden ELO-Favoriten unter sich aus, am Ende klar auf Platz 1 - das Mephisto III "Brikett". Positionell war es in diesem Feld überlegen und die taktischen Schwächen konnte nur der Sensor Hypermodern ausnutzen in einer Partie aus einem Guss.

Mephisto III - SciSys Sensor Hypermodern
U1500 DDA (2), 2016

1.d4 Sf6 2.Sf3 g6 3.c4 Lg7 4.Sc3 0–0 5.e4 d6 6.Le2 letzter Buchzug Mephi III 6...c5 letzter Buchzug Sensor Hypermodern 7.0–0 cxd4 8.Sxd4 Sc6 9.Sxc6 bxc6 10.Lf4 e5 11.Lg5 h6 12.Lh4 g5 13.Lg3 Le6 14.Tc1 Tb8 15.Dd2 d5! 16.exd5 cxd5 17.Lxe5 dxc4 18.Tfd1 Dxd2 19.Txd2 Tbd8 20.Ld6 Tfe8 21.Tcd1 h5 22.Sb5? Se4! 23.Tc2 Lf5 24.Lc7?? Txd1+ 25.Lxd1 Sc3 26.g4 Lxc2 27.Sxc3 Lxd1 28.Sxd1 Te1+ 29.Kg2 Txd1 30.a4 hxg4 31.Lb8 a6 32.h3 gxh3+ 33.Kf3 Lxb2 34.Lf4 Aufgabe Mephisto III 34...gxf4 Vom Sensor Hypermodern aus einem Guss gespielt 0–1


Platz 1-6 finden sich als Aufsteiger im nächsten Turnier der ELO-Klasse bis 1700.

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