Samstag, 29. Oktober 2016

Plymate Victoria: Der letzte Conchess

Programmmodul Plymate Victoria
Wir gehen zurück in die späten 80er Jahre: Die Firma Conchess ist längst vom Markt verschwunden, doch der Schwede Ulf Rathsman, Programmierer der Module für Conchess, versuchte es nun in Eigenregie. Mit einem privaten Mäzen im Rücken, trat er bei den Weltmeisterschaften in Rom 1987Almeria 1988 und Portoroz 1989 an - meistens unter dem Namen Plymate. Um überhaupt konkurrenzfähig zu sein, wurde das normale Modul im Conchess-Brett "aufgebohrt" durch ein Turbo Kit von Schaetzle + Bsteh. Außerdem waren die Eröffnungsbibliotheken extrem groß und mit einigen Fallen versehen. Der Name des Buchautoren war Sandro Necchi, in den 90ern vor allem durch seine Arbeit für MChess bekannt geworden.


Buch 1-4
Man konnte zwar Achtungserfolge erzielen, blieb aber hinter den großen Namen Mephisto und/oder Fidelity klar zurück. Da sich kein neuer Kontrakt mit einem der großen Hersteller ergab, ließ Rathsman seine Module in kleinen Stückzahlen weiterhin für die alten Conchess Bretter produzieren. Nach der WM in Rom erschien das "Plymate Roma", welches sogar in der SSDF-Liste mit 1918 ELO aufgeführt wurde. Für kurze Zeit sah es aus, als ob Saitek gewillt war ein Brute Force-Modul mit diesem Programm auf den Markt zu werfen, aber nach langer Wartezeit wurde der Plan gestoppt. Erst Anfang der 90er Jahre brachte man ein Modul mit dieser Bezeichnung heraus - ohne Rathsman, dafür mit Frans Morsch.

Es wurde sehr still um den Schweden, als er plötzlich Ende 1988/89 nochmals eine neue Programmversion anbot: Conchess Plymate Victoria - das letzte Modul für diese Serie! Die Eröffnungsbibliothek von Sandro Necchi ist in einem separaten Modul und bestand aus gewaltigen 128.000 Halbzügen, welche in acht untereinander kombinierbare Einzelbücher aufgeteilt waren.

Die Stellungsbewertung
1. MASTER: Von Necchi seit der WM in Rom 1987 immer weiter entwickelt worden. Beginnt ausschließlich mit 1.e4 mit Varianten bis tief ins Mittelspiel; im Durchschnitt 15 Züge.
2. Championship Collection: Beruht auf dem Buch der WM in Amsterdam 1985 und Köln 1986. Die Varianten sind kürzer als im MASTER-Buch.
3. Plymate Classic: Ist das Standard-Eröffnungsbuch aus den kommerziell erhältlichen Conchess-Modulen.
4. Budapester Gambit: Spezialbibliothek für das Budapester Gambit.
5. Library No. 5 - 8: Vorgabe des Eröffnungszuges; 5=e4, 6=d4, 7=c4, 8=Sf3

Das Programmmodul war mit 6 MHz getaktet (12,2 MHz Quarz) und kam mit einer Mini-Bibliothek von unter 100 Zügen daher. In älteren Modulen konnte man sich bereits die Suchtiefe und zwei Halbzüge der Hauptvariante über die LEDs der Conchess Bretter anzeigen lassen. Als Neuerung kam beim Plymate Victoria die Stellungsbewertung hinzu: Diese wird über die LEDs am Brettrand angezeigt. Hat man gleichzeitig noch die anderen Infoanzeigen aktiviert, mutiert der Conchess Schachcomputer zur blinkenden Lichtorgel.

Leider fehlt mir das Eröffnungsmodul, was das Spiel sehr erschwert. So kommen oft krude Varianten aufs Brett und das Plymate Victoria steht schnell unter Druck. Trotzdem habe ich einige Testspiel gegen andere Schachcomputer gemacht.

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